"Ein guter Torwart ist die halbe Miete"

Werden wir dem Stellenwert unserer Torhüter gerecht?
Oder vernachlässigen wir ihn unbewusst oder bewusst in unseren Trainingseinheiten?
Zweifelsfrei haben Torhüter eine Ausnahmestellung in unseren Teams
und ihre Aufgabe unterscheidet sich von der der Feldspieler.

Um es mal einfach darzustellen :
Der Feldspieler soll möglichst viele Tore werfen und der Torwart soll möglichst viele Tore vermeiden.
Ich muss mir als Trainer immer wieder klar machen, dass Torwart und Feldspieler gleich wichtig sind.
Folgerichtig brauchen meine Torhüter den gleichen Trainingsanteil wie meine Feldspieler.
Bei durchschnittlich 90 Minuten pro Trainingseinheit, im Amateurbereich 2-mal pro Woche,
mit Glück die ganze Halle, ist das ein kompletter Trainingstag für meine Torhüter.
Kann ich das leisten oder wird jetzt doch der Torwart zwangsläufig benachteiligt?
Wieso benachteiligt höre ich direkt einige Sportskameraden empört fragen,
der bekommt doch fast 90 Minuten die Bälle nur so um die Ohren gehauen.
Liebe Trainer, das drauf bolzen der Feldspieler von der sechs Meter Linie ist für den Torwart kein Training.
Im Gegenteil, der verliert nach wenigen Minuten die Lust weil er sowieso keine Chance hat,
und ist nur noch bemüht nicht aus Versehen getroffen zu werden.
Wie also kann dieses Problem gelöst werden?

Die Musterlösung wäre ein Torwarttrainer.


Gute Torhüter wachsen nicht wie Äpfel auf Bäumen, die schön und reif nur noch gepflückt werden müssen.
Torhüter sind eher etwas Besonderes.
Sie wachsen oft versteckt schon früh in den Jugendmannschaften heran, man benötigt einen guten Riecher um sie zu finden.
Dann muss man sie ganz vorsichtig „ernten“, sie sehr behutsam behandeln, damit sie genießbar bleiben.
Ihre Ausbildung sollte frühzeitig geschehen, damit sie ihre volle Leistung erreichen können.
Gute Torhüter gibt es nur in ganz geringen Mengen, darum sind sie zu wertvoll um einfach nur im normalen Handballalltag verschließen zu werden."

Torhüter sind Individualisten. Und als solche muss ich sie als Trainer sehen und trainieren.
Oftmals als Spinner oder Exoten beschrieben, dass aber wohl mehr respektvoll gemeint ist,
nehmen sie in der Mannschaft eine Ausnahmestellung ein.
Diese Sonderstellung, das Wort sagt es schon aus, bedarf auch ein besonderes Training und auch einen besonderen Umgang mit den Sportlern.
Das habt ihr sicherlich auch erkannt.
Man muss sich nur noch dieser Aufgabe stellen und ein bisschen mehr Zeit und Aufmerksamkeit in das Torwarttraining investieren.
Versuchen wir einmal als "Personal Trainer" das Optimum aus dem vorhandenen Potential der Torhüter heraus zu holen.

Aber nicht nur ein gutes Training ist wichtig, sondern auch die Betreuung während des Spiels.
Der Torwart ist einer besonderen Spielsituation ausgesetzt die sicher nur ein Torwarttrainer der selber Torwart war oder ist verstehen kann,
nur er kann sich in „seinen“ Torwart hineinversetzen, er spürt z.B. wann es angebracht ist den Torwart zu wechseln und wann nicht.
Ebenso verhält es sich beim Wechsel von der Jugend in den Damen oder Herren Bereich.
Ich halte es für falsch einen Torwart in der ersten Mannschaft zu verheizen nur weil man dort im Moment knapp an Torhütern ist.
Ein Jahr in der zweiten oder dritten Mannschaft hat noch keinem geschadet.
Hier hat ein Torwarttrainer die Möglichkeit an den Fertigkeiten des Torhüters zu arbeiten ohne dem Erfolgsdruck
der oft in ersten Mannschaften herrscht ausgesetzt zu sein.

Geben wir unseren Torhütern die Zeit zu reifen.
Diese Investition lohnt sich, denn:
"Ein guter Torwart ist die halbe Miete."

H.Breitmeyer